Ortsteil Vierden
Ein kurzer Überblick über die Geschichte von Vierden.
Die erste urkundliche Erwähnung Vierdens befindet sich in der ältesten Bischofsurkunde von Verden. Diese Urkunde ist in der Zeit zwischen 1015 und 1028 niedergeschrieben worden. In diesem Zeitraum finden auch die Dörfer Hamersen, Sittensen, Tiste sowie Groß Meckelsen und Klein Meckelsen Erwähnung. In dieser Urkunde wird über Einkünfte berichtet, die der Diakon Folkhard aus 15 verschiedenen Orten, darunter auch Vierden hatte.
In dieser Zeit hieß unser Dorf firina. Um 1500 dann Viren und 1779 Virden. Die Bezeichnung der Ortsteile liegt wohl in folgender Herkunft:
Eine alte Bezeichnung für Heideflächen ist "Viert"¸Vieren bedeutet feiern im Sinne von Brachliegendem. Danach war die Gegend um den heutigen Ort Vierden eine große Heidefläche, die lange Zeit geruht hat. In anderen Quellen wird der Name hergeleitet von "viert oder vir" = Urheide in Waldflächen.
Ramshausen bedeutet nichts anderes als Haus an der Ramme.
Bei Nüttel vermutet man, dass der Name aus Nuttesloh = Nussgehölz abgeleitet wurde. Nüttel wird als einstelliger Hof bezeichnet.
1335 besaß das neue Kloster in Buxtehude den gesamten Zehnten von Vierden. Die Bauern mussten den zehnten Teil von allem Vieh und Früchten an den Grundherren abgeben.
Während der bremisch-lüneburgischen Fehden um 1430 erlitten die Bauern in Vierden durch mehrere Überfälle schweren Schaden. Sie mussten durch Erpressung und Branddrohung durch die Lüneburgischen insgesamt 400 Mark aufbringen.
Zu der Zeit werden 4 Bauernhöfe erwähnt.
Um 1500 bestand das Dorf aus 6 Bauernhöfen und dem Schulteschen Gut, das schon 1358 den Schulten als Sitz diente. Besitzer des Gutes war Gerlach Schulte. Er war Burgmann auf Horneburg, Drost (Vertreter des Landesherrn in allen Belangen), Rat und Amtmann im Erzbistum Bremen. Er wurde einige Jahre später sesshaft in Vierden und erbaute dort eine feste Burg mit einem Wehrturm und Wassergräben.
Um 1508 wurde Gerlach Schulte von den Männern des Erzbischofs Johann Rode belagert, sein Haus in Brand gesteckt, Gerlach gefangen genommen und seine Burg zerstört, weil er den Handel zwischen Stade und Buxtehude "gestört" hatte. Er wurde später wieder freigelassen, weil er ein Dienstmann des Erzbischofs war.
Das Gut vererbte sich in gerader Linie bis zum Jahre 1745. 1751 kaufte Caspar Schulte aus Burgsittensen das Gut und errichtete dort einen Witwensitz.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde den Bauern per Gesetz eingeräumt, durch die Ablösung der auf ihrem Hofe oder Grundstück ruhenden gutsherrlichen Rechte und Lasten das volle Eigentum zu erwerben.
Um 1870 waren in Vierden alle Höfe von den Abgaben befreit.
Durch die Ablösungen flossen dem Baron Alexander von Schulte als Eigentümer der Güter Burgsittensen, Kuhmühlen und Vierden erhebliche Geldbeträge zu. Mit dem Reichtum konnte er nicht umgehen; er verlebte und verspielte nicht nur diese Summe, sondern musste auch noch seinen gesamten Besitz verkaufen.
Die Klosterkammer Hannover ersteigert 1880 den gesamten Besitz von ca. 1300 ha. Das Gut Vierden wurde zunächst bis 1887 verpachtet. Danach versuchte man es zu verkaufen. Da das Angebot für den gesamten Komplex zu niedrig war, verkaufte die Klosterkammer Teile des Gutes parzellenweise. Der Kaufvertrag wurde am 17. April 1885 von neun Käufern und dem Vertreter des königlichen Amtsgerichts in Zeven unterzeichnet. Der größte, restliche Teil wurde aufgeforstet und trägt heute die Bezeichnung Vierdener Holz.
Eine weitere Gelegenheit, Land zu erwerben, bot sich den Vierdener Bauern, als der Mühlenbesitzer Johann Klindworth im Herbst 1891 eine Parzellierung seines Hofes vornahm, weil er sich eine Mühle in Goslar am Harz gekauft hatte. Durch diese Parzellierung waren wieder 5 neue Anbaustellen entstanden. Auf diese Weise entwickelten sich in Vierden wesentlich mehr Anbaustellen als z.B. in Ippensen. Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe im Jahr 1900 beträgt für Ippensen 17 und für Vierden 35.
In den 20er Jahren werden in der Gemeinde einige Straßen befestigt und zum Ende des Jahrzehnts setzt eine rege Bautätigkeit ein. Nach der Machtübernahme durch Hitler bewilligte die neue Regierung infolge der Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen Bauzuschüsse zu An- und Ausbauten von Wohngebäuden und Stallungen. Auch hierdurch wurde die rege Bautätigkeit fortgeführt.
Wie in vielen anderen Gemeinden auch, bekam Vierden 1934 einen neuen Bürgermeister. Nach den neuen Richtlinien konnte der Bürgermeister allein entscheiden und war allein verantwortlich. Die Gemeinderäte hatten nur beratende Stimme.
Dieses wurde nach dem Krieg gleich wieder geändert. Beschlüsse konnten nur noch mehrheitlich durch den Rat getroffen werden. Anfang der 60er Jahre trat mit der Kuba-Krise eine Änderung in Kraft. Da man in einem Ernstfall nicht gleich den Gemeinderat zu schnellen Beschlüssen zur Verfügung hätte, wurde der Gemeindedirektor eingeführt. Dieser konnte dann auch allein Entscheidungen treffen.
Der Zweite Weltkrieg hinterließ seine Spuren auch in der Bevölkerung unserer Dörfer nicht nur dadurch, dass viele junge Männer als Soldaten der Wehrmacht gefallen, vermisst oder verwundet wurden, sondern auch in der Weise, dass schon im Februar 1944 die ersten Flüchtlinge in die Dörfer kamen. In den ersten Jahren nach dem Krieg hatte sich die Bevölkerung in Vierden von 248 in 1938 auf 458 in 1946 und auf 500 in 1950 verdoppelt.
Nach dem Krieg war die Bautätigkeit in Vierden wieder stark angestiegen, wobei sie 1951 wegen der hohen Löhne und Materialpreise kurz nachließ. Ab 1952 wurde dann wieder viel an-, um- und neu gebaut.
Vom Ende der 50er Jahre bis weit in die 60er Jahre wurde viel in den Straßenbau investiert und feste Asphaltdecken erstellt.
Im Jahr 1967 setzten die Planungen für ein Wochenendgebiet in Ramshausen ein, das eine Fläche von ca. 15 ha umfassen sollte. In drei Abschnitten entstanden nach 1967 insgesamt 108 Parzellen, die vorwiegend von Familien aus Hamburg bebaut worden sind. Viele Familien haben hier mittlerweile schon ihren Hauptwohnsitz genommen.
Die bereits genannte Vierdener Mühle, die im Jahr 1866 gebaut worden war, stellte nach über 100 Jahren ihren Betrieb 1972 ein.
Der seit 1949 bestehende Gemischtwarenladen wurde 1977 aus gesundheitlichen Gründen aufgegeben.
Anfang der 90er Jahre wurde dann auch die Dorfgaststätte geschlossen, die schon vor 1900 Erwähnung findet.
1985/86 wurde der Radweg zwischen Vierden und Sittensen fertig gestellt.
Im Zuge der Erneuerung der Dorfstraße (jetzt anschriftsmäßig als Hauptstraße bezeichnet) im Jahre 1989 wurden auch die Kanalisation zur Abwasserentsorgung der Haushalte und die Klärteiche in den Wiesen am Alleeweg zum Vierdener Holz hin gebaut.
Die erste Schule in Vierden entstand 1663. Es war die zweite in der Börde Sittensen. 1855 und 1906 wurden jeweils wegen Baufälligkeit neue Schulgebäude errichtet. Bevor die Schule dann nach über 300 Jahren 1966 geschlossen wurde, war sie 1958 noch einmal umgebaut worden.
Die Vierdener Feuerwehr wird erstmalig in der Schulchronik von Vierden vermerkt. 1896 verfügte die Wehr über eine Feuerspritze und ein Spritzenhaus.
Aus dem Protokollbuch der Gemeinde geht hervor, dass schon im Jahre 1925 eine Feuerwehrpflicht bestand. Jeder verheiratete Einwohner musste in der Wehr Dienst tun.
Die Freiwillige Feuerwehr wurde dann 1935 gegründet. 1941 erhielt die Wehr ihre erste motorbetriebene Spritze. Das erste Tragkraftspritzenfahrzeug wurde 1964 durch die Gemeinde angeschafft. 1986 erhielten wir dann unser jetziges Fahrzeug, welches mittlerweile eines der ältesten in der Samtgemeinde ist.
Anfang 2000 wurde im Ortskern das Baugebiet "Am Schloss" erschlossen. Hier ist nur noch ein Baugrundstück frei.
Nachdem der einzige Lichtpunkt (unsere Telefonzelle) in unserem Dorf aus Einsparungsgründen verschwunden war, erhielten wir glücklicher Weise 2005 als letztes Dorf in der Samtgemeinde Straßenbeleuchtung.
Vierden, Ramshausen und Nüttel haben zurzeit ca. 520 Einwohner. Ein stetiger Anstieg der Bewohnerzahlen in den vergangen Jahren hängt sicherlich mit dem Baugebiet "Am Schloss" und der Hauptwohnsitznahme im Wochenendgebiet Ramshausen zusammen.
In Bezug auf die Landwirtschaft werden noch 8 Höfe betrieben, sei es im Voll- oder Nebenerwerb.